Geschichte

Nach den Traditionen der Zisterzienser verließen am 10. August 1192 zwölf Mönche und ein Abt das Kloster Sittichenbach, um in dem von Burggraf Heinrich von Leisnig gestifteten Kloster als neuer Konvent einzuziehen. Es war sicher ein provisorischer Bau errichtet worden, der ein Leben nach der Regel gestattete. Die Erstausstattung ist infolge des Fehlens von Urkunden nur zu erschließen, sicher gehörte das Dorf der Herren von Buch, das jetzige Altenhof, mit seiner Ägidienkirche dazu. Die Herren von Buch waren Dienstleute des Burggrafen und mussten sich im benachbarten Naunhof einen neuen Hof bauen. So ging der Name Buch auf das neue Kloster über.

 

Die erste urkundliche Überlieferung zum Kloster ist auf den 1. Dezember 1192 datiert. Da übergab auf einem Hoftag in Altenburg Burggraf Heinrich seine Eigenkirche in Eikstede an das Reich, und Kaiser Heinrich VI. nahm das Kloster unter seinen Schutz und sicherte ihm die Übertragung der Leisniger Kirche samt Parochie bei Auflassung zu. Das erfolgte allerdings erst 1215. Mit diesem Kloster stiftete Burggraf Heinrich wie andere seiner Standesgenossen, etwa die Wettiner in Altzelle, Zschillen (Wechselburg) und Doberlug, die Schönburger in Geringswalde und die Herren von Mügeln in Sornzig, vor allem einen Ort der memoria, des Totengedächtnisses, an dem künftig für sein Seelenheil und das seiner Familie gebetet werden sollte.

 

Der Bau der Klosteranlage dürfte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts abgeschlossen worden sein. Die Größe überrascht durchaus. Das 70 m lange Kapitelhaus zeugt davon, dass man mit einem stark anwachsenden Konvent rechnete. Die Wandlung der Frömmigkeit und die Gründung der Bettelorden Anfang des 13. Jahrhunderts hat das allerdings verhindert. Die Anzahl der Mönche und Konversen im Kloster Buch ist weitgehend unbekannt. Aus den mehr als 300 Jahren Klostergeschichte sind uns nur reichlich 50 Personennamen überliefert. Den spärlichen Nachrichten ist immerhin zu entnehmen, dass die Mönche nur vereinzelt adliger Herkunft waren.

 

Im Allgemeinen sind mit dem frühen Wirken der Zisterzienser Rodung und Landesausbau verbunden. Beides war allerdings zur Zeit der Gründung des Klosters in der Umgebung Leisnigs, d.h. im Pleißenland, weitgehend abgeschlossen. Die Zisterzienser bewirtschafteten ihre erworbenen Ländereien in eigener Regie und mit eigenen Leuten, seien es nun Konversen oder Lohnarbeiter. Sie fassten sie zu landwirtschaftlichen Großbetrieben, den sogenannten Grangien zusammen (in Paudritzsch, Beiersdorf, Poselitz, Tautendorf mit Schäferei, Ammelgoßwitz bei Belgern und Unterlödla bei Altenburg). Die Grangien konnten effektiver wirtschaften als bäuerliche Kleinbetriebe. Insbesondere waren im Rahmen der zisterziensischen Klosterwirtschaft Spezialkulturen eher möglich, und die Zisterzienser nahmen, wie auch die anderen Klöster der Umgebung, eine führende Rolle im Obst-, Gemüse-, Wein-, Hopfen- und Heilkräuteranbau sowie in der Bienenzucht ein. In späterer Zeit wurden die Grangien allerdings aufgelöst und das Land an zinspflichtige Bauern vergeben. Eine Verdrängung von Bauern durch die Mönche des Klosters, das sogenannte Bauernlegen, ist allerdings nicht überliefert.

 

Im Laufe der Zeit erwarb das Kloster zu der vom Burggrafen von Leisnig stammenden Erstausstattung weitere Ländereien durch Kauf oder Schenkungen. Weiter verfügte es über Gerichtsrechte und Patronate. Ab 1309 gehörte ihm die Stadt Belgern einschließlich der Kirche und der Elbfähre. Der Besitz war jedoch weit verteilt und führte, wie auch bei den anderen Zisterzienserklöstern der Umgebung, zu keinen geschlossenen Territorien. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden in klostereigenen Werkstätten weiterverarbeitet (z.B. zu Wachskerzen, Pergament, Leder, Textilien, Farbstoffen, Pflanzenöl). Sehr bald verfügte jedoch das Kloster über Handwerker, z.B. in Gersdorf und Großweitzschen, die ihre Waren auf den Märkten in Leisnig bzw. Döbeln verkauften.

 

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind die Äbte des Klosters im Auftrag des Papstes mehrfach an der Schlichtung von Streitigkeiten zwischen geistlichen Institutionen beteiligt. Dieser Kontakt zur Kurie in Rom führte 1228 zu einem Schutzbrief für die Besitzungen des Klosters. Im gleichen Zeitraum sind die Äbte auch mehrfach Zeugen bei Beurkundungen des Markgrafen von Meißen. Besonders Markgraf Heinrich der Erlauchte förderte das Kloster. Ein markgräflicher Schutz existierte jedoch nur für direkt vom Markgrafen übertragene Besitzungen. Aus dem Jahr 1265 stammt die erste, von einem Abt des Klosters ausgestellte Urkunde, die die Pfarrverhältnisse im Leisniger Sprengel regelte.

 

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Siegel von Abt Heinrich 1265

 

Das Kloster diente nicht nur den Burggrafen von Leisnig als Grablege, die Herren von Colditz suchten ebenfalls seit 1215 ihre Bestattung im Kloster und stifteten für ihre memoria mehrere Dörfer. Weitere Herren der umliegenden Sitze sind in einem überlieferten Mortuologium genannt.

 

Im Jahre 1365 nutzten die Markgrafen von Meißen einen Streit zwischen dem Kloster und den Burggrafen von Leisnig, um die Burggrafen mit bewaffneter Gewalt zum Verkauf der Burggrafschaft Leisnig zu zwingen. Leisnig wurde damit zum Sitz eines Amtes, und das Kloster wurde, wie auch Altzelle und Doberlug, schrittweise in die Landesherrschaft einbezogen, d.h. es war Bede, eine anfangs freiwillige Steuer, zu zahlen und es waren Heerwagen zu stellen.

 

Ein großes Zisterzienserprivileg hatte Kloster Buch nicht erhalten, es war also von Einflüssen seitens des Meißner Bischofs nicht gänzlich frei. Die in Leisnig und Belgern vom Abt als Priester eingesetzten Mönche unterstanden natürlich dem Bischof. Kloster Buch versuchte, zum Teil gemeinsam mit Altzelle und Doberlug, die Streitigkeiten mit dem Bischof durch den Papst oder dann im 15. Jahrhundert durch das Konzil von Basel schlichten zu lassen. Dabei kam es auch zur Verleihung von Privilegien durch das Konzil, z.B. die Erlaubnis, Mitra und Ring zu tragen, von Weihehindernissen zu befreien und niedere Weihen selbst durchzuführen. Der Bischof erkannte diese Privilegien natürlich nicht an. Auch ein Wappen ließ sich das Kloster vom Konzil verleihen. Das Generalkapitel des Ordens warnte die Klöster nachdrücklich, diese Privilegien ohne seine Zustimmung zu nutzen.

 

Wappen 

Wappen des Klosters Buch 1442

 

Ende des 15. Jahrhunderts beabsichtigte das Kloster, in Belgern eine Ordensschule aufzubauen, die auf das Studium an der Universität Leipzig vorbereiten sollte.

 

Um 1520 hatte die evangelische Bewegung in Leisnig mit Unterstützung durch den Amtmann Georg von Kitzscher erste Erfolge. Mit Zustimmung Martin Luthers wurde die Leisniger Kastenordnung verfasst. Da die Leisniger Kirche dem Kloster Buch inkorporiert war, verfolgte man aufmerksam den Gesundheitszustand des Abtes Antonius Dietz. Bereits am 19. September machte der Amtmann eine Mitteilung an den Kurfürsten Johann. Als dann am 20. Dezember Abt Antonius starb, erfolgte am 21. Dezember die entsprechende Mitteilung an den Kurfürsten. Der Amtmann ließ das Inventar des Klosters aufnehmen. 1527/28 wurde dann Caspar von Kitzscher, der Bruder des Leisniger Amtmanns, vom Kurfürsten als Verwalter im Kloster eingesetzt. Den Mönchen war es erlaubt, im Kloster zu bleiben oder mit einer Abfindung das Kloster zu verlassen. Die Höhe der Abfindung entsprach wohl der Stellung im Kloster. So konnte der Prior bis zu seinem Tode das Vorwerk Wendishain nutzen, anderen wurde so viel Geld gegeben, dass sie ein Handwerk lernen konnten.

 

Bei der Ersten Visitation der Kirchen durch Beauftragte des Kurfürsten im Jahre 1529 wurde lediglich ein Mönch zum superattendenten des restlichen Konvents ernannt, also zum Aufseher. Bei der Zweiten Visitation im Jahre 1534 befanden sich noch acht Mönche im Kloster, für die eine Hausordnung mit 14 Punkten erlassen wurde.

 

Die Sequestration der Klostervermögen begann 1531 mit einer genauen Inventarisierung der Kostbarkeiten, der Archive, der Ländereien und der Rechte, denn entfernter Besitz war bis dahin schon verloren gegangen. Im Kloster wurden Verwalter eingesetzt, die halbjährig genaue Rechnung zu legen hatten. Das letzte Klosterhandelsbuch stammte von 1544, dann verließen die letzten vier Mönche das Kloster. 1547 ging dann das gesamte Territorium nach dem Schmalkaldischen Krieg an die albertinische Linie der Wettiner über, ein Amtserbbuch wurde für das Klosteramt Buch 1548 noch erstellt. 1551 wurde die Landesschule Grimma mit dem Klostervorwerk Buch mit Weinberg, Vorwerk Tautendorf mit Schäferei ausgestattet. Nach wechselnden Verkäufen und Rückkäufen von Teilen des Klostergutes erfolgte schließlich 1567 die Umwandlung des Klostergutes mit Vorwerk Tautendorf in ein schriftsässiges Rittergut mit Belehnung der Familie von Zeschau. Infolge der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges musste es 1663 versteigert werden. Die Landesschule Grimma erhielt den Zuschlag und behielt das Klostergut bis zur Gemeindereform 1836. Danach wurde es stets an Pächter vergeben, bis das Klostergut 1945 volkseigen wurde. Nachfolgebetrieb des Volkseigenen Gutes ab 1990 war eine Gesellschaft bürgerlichen Rechtes, die die landwirtschaftliche Nutzung der Klosteranlage in den folgenden Jahren aufgab.

 

Ab 1992 erfolgten unter der Regie der Stadt Leisnig und des Geschichts- und Heimatvereins Leisnig erste Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten und an den Wochenenden fanden Führungen durch die alte Anlage statt.